Puh, jetzt sind schon zwei Wochen
seit meiner Ankunft hier vergangen und ich habe immer noch kein Statusupdate
erfolgen lassen. Sehr böse von mir. Grundsätzlich ist der Ersteindruck nach
zwei Wochen sehr positiv, mir gefällt es jedenfalls sehr gut, auch wenn ich
jeden Abend tot ins Bett falle, weil so viel auf mich einstürmt.
Es ist heiß. Richtig heiß. Während
mir beim Abflug in Deutschland noch kalt war und der Regen ans Fenster
prasselte, schlug mir bereits bei der Ankunft in Kairo die Hitze aufs Gemüt. Wenn
man die Wohnung – oder schlimmer: das Lehrerzimmer – verlässt, läuft man gegen
eine Wand aus Hitze. Gerade der Kontrast fordert den Kreislauf stark heraus. Nach
etwa zwei Wochen habe ich mich daran ansatzweise gewöhnt, so sehr man sich eben
gewöhnen kann. In meiner Wohnung habe ich zwar eine Klimaanlage, stelle sie
aber nicht zuuuu kalt ein, damit der Schock beim Eintreten in die Welt da
draußen nicht allzu heftig ausfällt. Im Lehrerzimmer hingegen friere ich nicht selten,
da anscheinend gerade die ägyptischen Kollegen es gerne ein paar Grad kälter wünschen
als die deutschen Kollegen.
Dank der Klimaanlagen hatte ich
auch schon meine erste Erkältung, die langsam abklingt. Abgesehen davon gibt es
ein paar weitere körperliche Wehwehchen, die mir zeigen, dass mein Körper erst noch
richtig in Kairo ankommen muss.
Die erste Woche stand unter dem
Gesichtspunkt in Kairo anzukommen und noch ein bisschen hier die Gegend zu erkunden.
An (und in) den Pyramiden war ich ja schon im April, von daher habe ich es
jetzt ausgelassen. Dafür besichtigte ich mit einem Kollegen, Christian, das
ägyptische Museum. Vorher bezeichnete er es noch als „Rumpelkammer“, was ich
leicht abschätzig fand … aber leider trifft es das ganz gut. Es gibt nicht nur
kein didaktisches Konzept, die meisten Ausstellungsstücke sind lose Epochen
zugeordnet und stehen dann so in einem Raum rum, manchmal mit arabischen und
englischen Texten erklärt, manchmal nur (!) mit Blindenschrift und nicht selten
gar nicht. Dazu gibt es kaum Sicherheitsvorkehrungen, die Ausstellungsstücke
vor den Besuchern zu schützen. Vieles kann einfach angepackt werden. Immerhin
gibt es ein Rauchverbot, an das sich die meisten Besucher auch halten. Nichtsdestotrotz
denke ich mir, man könnte aus den kulturellen Schätzen, die Ägypten hat, deutlich
mehr machen. Immerhin wird gerade an einem Neubau gebaut, der meines Erachtens
nächstes Jahr eröffnen soll (wenn ich mich nicht täusche).
Abgesehen davon habe ich noch die
Zitadelle von Saladin einschließlich der Moschee besucht sowie den al-Azhar Park,
von dem aus man einen schönen Blick auf die Zitadelle hat. Okay … das war es
eigentlich mit dem Sightseeing. Meistens lag ich platt in der Wohnung wegen der
Erkältung und weil ich echt heftige Blasen an den Füßen hatte. Außerdem chillt
es sich doch recht angenehm in einer Portion angemessenem (!) Selbstmitleid.
Ein wichtiger Punkt der
Freizeitgestaltung war das abendliche gemeinsame Essen mit ein paar neuen
Kollegen und Anhang. Denn die Lebenshaltungskosten sind hier tendentiell sehr
niedrig. Mein Arabischlehrer meinte, man bräuchte etwa 5000 ägyptische Pfund,
um hier mit einer kleinen Familie über die Runden zu kommen (ohne jeglichen
Luxus). Das sind umgerechnet 280 €. Das bedeutet, dass ich mir momentan sogar
vergleichsweise teures Essen leisten kann und selten mehr zahle als 20 € für
einen Abend. Ein einem Döner vergleichbarer Snack kostet dagegen umgerechnet
nur 1,50€; man kann aber auch schon für 50 Cent satt werden. Das Essen ist aber
nicht nur billig, sondern auch sehr lecker. So habe ich gestern meine erste
Wassermelone gegessen, die mit Abstand, mit weitem Abstand die beste
Wassermelone war, die ich je in meinem ganzen Leben gegessen habe. Später brachte
mich mein Arabischlehrer aber wieder auf den Teppich, denn schließlich sei
gerade die schlechteste Zeit, um Wassermelonen zu essen.
Da ich vor meiner Reise nach
Kairo immer wieder gefragt wurde, ob ich mir die Entscheidung in eine solche
große Stadt zu ziehen gut überlegt hätte wegen Sicherheit und so: Hier ist
absolut alles fein! Bis jetzt hatte ich noch keine Situation mit zwielichtigen
Gestalten oder eine andere, in der ich mich auf irgendeine Weise unsicher
gefühlt hätte. Jetzt wendet sicher jemand ein: „Ja, aber du bist doch auch ein
Kerl; als Frau sieht das doch schon anders aus!“ Natürlich maße ich mir da kein
letztendliches Urteil an. Was mir berichtet wurde, ist leicht ambivalent. Wer
in einem Uber (die digitale Alternative zu einem Taxi) unterwegs ist, scheint
wenige bis keine Probleme zu haben; Taxifahrer selbst können dagegen bei
alleinreisenden, westlichen Frauen durchaus übergriffig werden. Es gibt den
Rat, hier möglichst schnell und deutlich Grenzen aufzuzeigen, dann scheint das
zu gehen, immer auch abhängig von der eigenen Toleranzgrenze.
Unsicher hingegen fühle ich mich
schon ab und an im Straßenverkehr. Gerade eine Straße zu überqueren fordert Selbstbewusstsein,
da es hier keine (oder kaum) Fußgängerüberwege gibt und die Straßen nicht in Fahrbahnen
eingeteilt sind und so jeder fährt, wie es gerade passt und links wie rechts
überholt. In der Hinsicht bin ich für mein Auslandsaufenthalt in Frankreich
dankbar, da das wenigstens eine kleine Vorstufe dessen war, was ich hier
erlebe.
Abschließend kann ich sagen, dass
die Stadt schon eine Herausforderung für die Sinne ist. Ständiges Gehupe,
Imbissläden auf der Straße, wilde Müllhalden an der Straße, heftige Abgase von
Autos, die keinerlei Filter für egal was haben; ein Mann ohne Beine auf einer
Auffahrt, Eselwagen, die Müll abholen; Menschen, in Cafés, die Shisha rauchen …
das Leben findet hier auf der Straße ab, vor allem abends, nachdem es dunkel wurde.
In meinen deutschen Augen herrscht hier das Chaos, nicht nur im Straßenverkehr.
Das ist faszinierend, strengt aber auch an … aber gerade für diese Erfahrungen
bin ich ja hierhergekommen.
Kurz: Mir gefällt’s!
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