Donnerstag, 29. April 2021

Lagebericht April 2021

 Da ich lange nichts mehr geschrieben habe, folgt eine knappe Darstellung meiner aktuellen Lage:

 Wohnung

Eigentlich bin ich mit meiner - jetzt nicht mehr ganz so neuen - Wohnung ja zufrieden. Aber es scheint, dass ich mich mit meinen Vermietern zerstritten habe. Mal wieder. „Scheint“ deshalb, weil sie mit mir nicht mehr wirklich reden. Auf Whatsapp-Nachrichten bekomme ich keine wirkliche Antwort mehr und Versprechungen werden nicht eingehalten. Ach, und einmal hat mich die Vermieterin angeschrien. Ansonsten ist ihr Verhalten aber eher passiv-aggressiv. In einem anderen Blogpost werde ich - inshallah - mal ein wenig mehr auf die Vermieter und mich eingehen; allerdings befürchte ich gähnende Langeweile angesichts dieses profanen Themas. Es geht nämlich vor allem um Wasserhähne und um die Zuständigkeit, wer den Klempner bezahlen sollte. 

Corona

Die Lage ist grundsätzlich schwierig einzuschätzen. Die offiziellen Zahlen stiegen in den letzten vier Wochen von 700 auf knapp etwas über tausend. Leider sind diese Zahlen absolut unzuverlässig. Momentan wird berichtet, dass Krankenhäuser Patienten schon abweisen und nicht mehr genügend Sauerstoff hätten. Ob es sich hier um Einzelfälle, einzelne Hotspots oder eine allgemein angespannte Situation handelt, kann ich nicht beurteilen. In der regierungsnahen Presse wird natürlich alles heruntergespielt und behauptet, alles sei unter Kontrolle. Da vermisse ich schon die freie Presse von Zuhause. 

 Trotz der unübersichtlichen Lage habe ich keine Angst an Corona zu erkranken. Das liegt aber vor allem daran, dass ich es schon hatte. Insgesamt würde ich sagen, bei mir war es – ilhamdulillah – nur ein "mittelleichter Fall": Grippesymptome mit besonders ausgeprägter Schlappheit waren schon da; war also kein asymptomatischer Fall, andererseits hatte ich keine Atem- und gravierenden Hustenprobleme. Von daher möchte ich mich nicht beschweren. Leider hatte ich in der Zeit unglaublich viel zu korrgieren, so dass ich jetzt noch dran sitze, diese beruflichen Auswirkungen auszubaden. Nervig, aber auch nicht mehr. Nerviger ist allerdings, dass ich mich noch immer nicht so richtig fit fühle und deutlich schneller müde werde als sonst. 

 Impfungen

Auch in Ägypten wird geimpft, momentan v.a. mit einem chinesischen Präparat (Sinovac) und mit in Indien produziertes AstraZeneca. Je nach Stadteil kann man sehr schnell an einen Impftermin kommen oder eben nicht. Grundsätzlich scheint die Impfbereitschaft eher niedrig ausgeprägt zu sein. Zahlen habe ich keine, aber mir wurde das v.a. mit der Staatsferne der Bürger erklärt. Tagtäglich, jahrein, jahraus werden die Bürger hier verarscht. Die Elite kümmert sich hauptsächlich um die eigene Machtsicherung und weniger um die Belange der Menschen. Diese glauben bei dem Impfangebot sicherlich nicht daran, dass dieser Staat jetzt plötzlich deren Wohl im Blick hat, und unterstellen niedere Motive. Klar, Ägypten hat momentan sicher auch das Problem, genügend Impfstoffe zu bekommen. Es ist allerdings zu befürchten, dass die Zahl der Impfverweigerer deutlich größer bleibt als z.B. in Deutschland. 

Generell macht sich hier schon ein geringeres Verständnis für das Wesen einer Pandemie und Einhaltung von Kontaktbeschränkungen deutlich. Ja, in der Regel wird man beim Betreten eines Geschäftes oder einem Museum aufgefordert, die Maske anzuziehen und dabei wird die Temperatur gemessen. Allerdings wirkt das oft nicht überzeugender wie die Metalldetektoren, die an fast jedem Eingang stehen, aber außer in den großen Malls meist nicht einmal mit Strom versorgt werden. Nach dem Betreten nehmen die viele - aber nicht alle - Menschen ihre Masken wieder ab. 

 Schule

Das Abitur ist durch! Ich hatte zwei Abiklassen, eine in Deutsch, eine andere in Geschichte. Die schriftlichen Klausuren konnten wir im Februar schreiben lassen. Unsere Flure sind zu einer Seite hin offen, so konnten die Schüler dort schreiben. Im Februar ist es morgens noch ein wenig frisch, aber wir hatten eine recht milde Woche erwischt. Die mündlichen Prüfungen wurden aber abgesagt. Ab kommender Woche habe ich dann ein paar Stunden weniger Unterricht pro Woche, was mich doch recht freut. Für die Schüler war das definitiv ein doofes Jahr. Viele beklagten sich, die Schule finde Mittel und Wege, Prüfungen stattfinden zu lassen, aber wenn es um Festlichkeiten (oder andere schöne Dinge) geht, würden diese abgesagt. Grundsätzlich war der Stress für viele (auch uns Lehrer) deutlich höher. Insgesamt litt die Lehrer-Schüler-Beziehung schon arg unter der räumlichen Distanz. 

 Ramadan

Es ist Ramadan! Es ist schon "mein" zweiter Ramadan, aber letztes Jahr habe ich so gut wie nichts davon mitbekommen. Ihr wisst schon, wegen dieser Pandemie und so. Kurze Erinnerung: Während des Ramadan fasten die Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, können dafür nachts so viel essen wie sie möchten. Bei diesem "iftar" (=Frühstück) kommt immer die ganze Familie zusammen und futtert bis tief in die Nacht. Die Schule beginnt bei uns momentan etwas später, und hat auch die Stunden gekürzt. 

Draußen auf den Straßen gibt es oft besondere Essensangebote für Obdachlose und Arme, wobei das nicht auf diese Zielgruppen beschränkt ist. Nicht einmal auf Muslime ist es beschränkt. Die ganz großen Angebote in der Innenstadt sind auch dieses Jahr abgesagt, ansonsten scheint aber wieder mehr möglich zu sein. So sind meines Erachtens auch die Moscheen geöffnet. Angeblich darf man mit Mindestabstand und Maske beten, aber ob dass in der Praxis auch eingefordert wird, wage ich zu bezweifeln. Von daher ist zu erwarten, wie sich der Ramadan auf die Coronasituation im Land auswirkt.