Mittwoch, 18. April 2012

Ein Unfall (I)

[Erklärung, um unnötige Missverständnisse zu vermeiden: Autor und Erzähler gehen bei diesem Text getrennte Wege. Ich hatte also keinen Motorradunfall, aber dafür jemand, den ich gut kenne.]

Nach einer wahren Begebenheit...

Oh, wie schön hier ... so friedlich ... das ist so beruhigend ... einfach nur in den Himmel schauen ... das Blau auf sich wirken lassen ... echt angenehm ... oh! zwei Vögel ... hach! die spielen bestimmt fangen miteinander ... so als Vogel ist das bestimmt spaßig ... wie witzig ... Vorsicht! da kommt ... da kommt ... da kam ein Hubschrauber! ... zu spät ... mitten in die Rotorblätter geflogen ... den Fehler machen die nicht nochmal ... was macht der Hubschrauber hier ... sieht aus, als will der hier landen ... wo bin ich eigentlich? ... – ich liege bequem ... auf Asphalt?  ... oh! ne Motorhaube! ... Opel Corsa B in türkis ... igitt ... was macht der hier? ... lieg ich bei uns in der Einfahrt? ... aber wem gehört dann das Auto? ... Sandra? ... Bitte nicht ... da hab ich grad gar kein Bock drauf ... jetzt tut sie wieder so, als hätte sie noch was bei mir vergessen ... irgendeine Scheiße fällt der doch immer ein ... aber warum lieg ich bei uns in der Einfahrt? ... und wenn ich bei uns in der Einfahrt liege, wo ist dann unser Haus? ... da ist noch ein VW Polo ... nur ne 1,4 Litermaschine ... wie langweilig ... aber was macht der hier? da müsste unser Haus stehen  ... was wollen die ganzen Leute? 

„Er macht die Augen auf!“ – Klar mache ich die Augen auf ... wenn ich sie zulasse, kann ich ja nichts sehen ... Depp, ey ... warum schauen die mich so an? ... noch nie einen schlafenden Typen gesehen oder was! ... – Nein, das ist nicht unsere Einfahrt ... sieht aus wie ne Straße ... ne große Straße ... die Autobahn! ... auf der Autobahn? ... schon strange ... warum bin ich hier? ... ––  „Wo ist mein Beifahrer? Wo ist mein Beifahrer?“ – ... War das nicht Maik? ... der Typ, der mich auf Kawasaki ZXR 750 mitgenommen hat ... den ich vor zwei Tagen auf der Party von Hankyboy kennengelernt hatte ... der jedes Wochenende nach Mühlheim fährt ... da wohnt doch auch Susanne ... dachte noch, wie praktisch das wär ... ‚Kann ich mitfahren?‘ – ‚Kein Problem.‘ - ... ging klar ...Autostau ... 100 Sachen ... sauber! ... hätte ich meinen Führerschein noch, würde ich auch so fahren ... ein bisschen schnell war‘s vielleicht doch ... irgendwas ging schief ... ein Auto zog raus ... ich denk noch ‚fuck! nicht schon wieder‘ ...  – das war doch ein hässliches Auto ... Fiat Multipla ... grün mit Blumenstickern drauf ... hässliches Auto ... richtig hässlich! ... sollte man verbieten ... im Sinne der Augenkrebsvorsorge ... wenn ich keine Alpträume von dem Unfall bekomme, von dem Auto mit Sicherheit.
„Wo ist mein Beifahrer? Wo ist mein Beifahrer?“ – Ich glaube, Maik macht sich Sorgen ... und ich lieg hier total gechillt ... ziemlich assig ... na gut ... ich muss mal aufstehen ... aaah! ... mein Rücken ... fuck! tut das weh! ... „Maik! Ich bin hier. Mir geht’s gut. Chill dich!“ – der Helikopter ist gelandet ... die kommen da mit ner Trage angelaufen ... cool! wollte schon immer mal mit dem Hubschrauber fliegen ... mir wird schlecht ... schnell hinlegen! ... Maik hat mich gesehen ... das muss reichen ... schnell hinlegen ... schwindelig ...  besser ... – ... krass ... bin noch nie mit dem Hubschrauber geflogen ... geil! hab da jetzt voll Bock drauf ... ich flieg gleich mit dem Hubschrauber, ich flieg gleich mit dem Hubschrauber und ihr nicht! Nenenenenene! ... und ich bekomm alles mit! ... bin zum Glück nicht bewusstlos wie Papa nach seinem Unfall ... – hey Jungs! ich bin hier! ... ok, die packen mich wohl erst als Zweiten ein ... Maik scheints wohl übler erwischt zu haben ... so, jetzt bin ich aber dran ... – fliegen die wieder los? ... Hey nein! ich lieg doch noch hier! Ihr könnt nicht einfach wegfliegen! ... scheiße ... was soll das? ... warum darf ich denn nicht mitfliegen? ... Ist es, weil ich nicht privatversichert bin? ... Ihr Schweine! ... Sterbe ich jetzt, weil ich in der falschen Versicherung war? ... Willkommen in der Zweiklassengesellschaft! ... so tief ist Deutschland gesunken ... ich wollte auch mit dem Helikopter fliegen ... menno! ... kein Wunder, dass der soziale Unfrieden zunimmt ... werd da nächsten Montag mitdemonstrieren ... Hartz IV muss weg! Hartz IV muss weg! ... private Krankenversicherung für alle! 

„Sie haben drei Wirbel gebrochen. Wenn Sie keinen Buckel im Alter möchten, müssen sie ab sofort regelmäßiges Training einlegen.“ – Scheiße! ... regelmäßiges Training ... hab ich ja gar keine Lust zu ... was hast du eigentlich für einen Pornobalken im Gesicht? ... siehst  aus wie Ned Flanders ...
„Dazu haben sie einige Quetschungen und Prellungen erlitten...“ – Erzähl mir was Neues! Das ist doch normal nach so nem Unfall ... und dazu diese Brille ... echt wie Ned Flanders ... das ist echt heftig ...
„Eine kleine Gehirnblutung, aber da sollten wir uns keine großen Sorgen machen.“ – Cool. „Kann ich das schriftlich haben?“ – „Ich bin Arzt, kein Hellseher. Wir werden die Sache weiterhin beobachten, aber nach dem jetzigen Standpunkt aus, sieht es nicht besorgniserregend aus.“ – „Nein, nein, das meinte ich nicht. Eine Gehirnblutung setzt doch voraus, dass ich ein Gehirn habe. Meine Brüder haben das manchmal angezweifelt und da wär‘s doch schön, wenn ich die Existenz meines Hirns schriftlich nachweisen könnte.“ – „Vielleicht sollten wir die Blutung doch ernster nehmen wie bisher.“ – ... Penner ... – „Ihr Bruder müsste demnächst hier eintreffen. Ich werde später nochmal nach Ihnen schauen.“ – Ja, geh nur, Ned Flanders! Lass mich alleine ... – drei Wirbel? ... hört sich mies an ... richtig mies ... was hat er noch gesagt? ... „keine bleibende Schäden.“ – hat er ‚keiner‘ gesagt? ... oder bilde ich mir das nur ein? – scheiße! ... was hat er noch einmal gesagt? ... hey! komm zurück! Ned Flanders! ... mist ... der hat ‚keiner‘ gesagt! ich bin mir sicher! ... bin ich nicht ... obwohl: da war doch noch ein ‚aber‘ vor dem ‚bleibende Schäden‘ ... davor hat er mir gesagt, dass ich mir drei Wirbeln gebrochen habe ... das ist schlecht ... dann hat er aber ‚aber‘ gesagt ... und nach etwas schlechtem und ‚aber‘ kommt eigentlich nichts Schlechtes ... also was Gutes ... er hat also ‚keiner‘ gesagt: ‚keine bleibende Schäden.‘ ... das ergibt Sinn ... cool ... alles easy ... tief durchatmen ...

– Er meinte noch, dass ich die nächsten drei Monate was anziehen solle ... ein Korsett? Hat er Korsett gesagt? Das ist doch eigentlich was für Frauen ... Warum soll ich ein Korsett anziehen? ... was soll Susanne nur wieder denken ... warum passiert mir immer so ne Scheiße! Dieses Mal hab ich doch echt nichts falsch gemacht. Ich bin nur bei jemandem hinten mitgefahren, um Susanne zu besuchen. Das war total vernünftig. Für mich jedenfalls. Und was kommt bei raus? ... sich selbst rhetorische Fragen zu stellen ist irgendwie unnötig ... oh! es klopft ...
Herein!

Fortsetzung folgt...

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